Knapp 100 aktive GewerkschafterInnen fanden den Weg zum Neujahrsempfang der IG BAU - trotz der Bombenentschärfung auf einer nahen Baustelle (Foto: IG BAU).
01.02.2017
Archivmeldungen 2017
Als stimmungsvolles Highlight ist der traditionelle Neujahrsempfang der Hamburger IG BAU ohnehin gedacht, in diesem Jahr aber geriet er geradezu spektakulär: Weil bei Arbeiten auf einer nahegelegenen Baustelle zwei Weltkriegsbomben gefunden wurden, kamen einige Gäste gar nicht erst an - und der Rest durfte das Wilhelmsburger Bürgerhaus nicht mehr verlassen.
Rund 100 KollegInnen schafften es aber schließlich durch Polizeiabsperrungen und Lautsprecherdurchsagen in den Saal und wurden zunächst von Hamburgs IG BAU-Chef Matthias Maurer darüber informiert, dass sie für die nächsten zwei Stunden im Gebäude bleiben mussten - insbesondere für Raucher eine echte Geduldsprobe. Dass der Abend dennoch kurzweilig verlief, lag vor allem an Klaus Wiesehügel: Eigentlich nur für eine kurze Ansprache zu den nahenden Sozialwahlen nach Hamburg gebeten, hängte der langjährige Bundesvorsitzende der IG BAU noch eine launige Rede zur deutschen Rentenpolitik an, überbrückte so die "Bombenstimmung" im Saal. Sein Appell am Ende: "Machen wir es wie die Österreicher!"
 

Führte die Gäste des Neujahrsempfangs durch einen turbulenten Abend: Hamburgs IG BAU-Vorsitzender Matthias Maurer.

Für Gesprächsstoff sorgten nicht nur die Beiträge von Matthias Maurer und Klaus Wiesehügel, sondern auch zwei in der Umgebung entdeckte Fliegerbomben.

"Machen wir es wie die Österreicher", empfahl der ehemalige IG BAU-Chef in einer launigen Ansprache zur Rentenpolitik (Fotos: Harning).

 
Damit spielte er auf einen erstaunlichen Umstand an: Während Deutschland das Rentenniveau zuletzt auf 43 Prozent gesenkt, das Renteneintrittsalter erhöht und die Rentenbeiträge für Arbeitgeber gedeckelt hat, hört man in der Alpenrepublik bereits mit 65 auf zu arbeiten, kassiert 80 Prozent des Durchschnittseinkommens und stellt erstaunt fest, dass die Wirtschaft trotz eines paritätischen Rentenbeitrags von 22,8 Prozent nicht zusammenbricht. Sowohl Wiesehügel, als auch Maurer appellierten an die Mitglieder, sich auch 2017 mit aller Kraft für Demokratie und Bürgerbeteiligung einzusetzen. Wer sich einmische, so Maurer, mache stets dieselben zwei Erfahrungen: "Erstens: Man kann etwas bewegen! Und zweitens: Man erreicht viel, aber nie genau das, was man anfangs wollte."
 

Sorgten für einen reibungslosen Ablauf des Neujahrsempfangs: Branchensekretär Jörn Förster (Mitte) und Petra Czirniok (rechts).

Yvonne Dobner, Vorstand der Zusatzversorgungskasse des Dachdeckerhandwerks, überbrachte dem Kollegen Willi Friedrichsen einen Bescheid über eine rund 8.000 Euro schwere Rentennachzahlung.

Gelungenes Abschlussfoto (v.l.): ZVK-Vorstand Yvonne Dobner, Dachdecker a.D. Willi Friedrichsen und Regionalleiter André Grundmann (Fotos: Harning).

 
Zum Ausklang des Abends hielt Hamburgs IG BAU-Chef dann noch ein ganz besonderes Bonbon für seine Gäste bereit: Weil der Kollege Willi Friedrichsen kürzlich von IG BAU-Branchensekretär Hans-Joachim Tölg darauf aufmerksam gemacht wurde, dass ihm seit seinem Renteneintritt 2003 auch eine Rente der Zusatzversorgungskasse des Dachdeckerhandwerks zusteht, machte er die Ansprüche nachträglich geltend. Die Folge: Eine kräftige Nachzahlung, über die Friedrichsen auch bereits informiert war - nur die genaue Höhe kannte er noch nicht. Deshalb hatte die IG BAU den Dachdecker zum Neujahrsemfpang nach Wilhelmsburg geladen, wo ihm ZVK-Vorstand Yvonne Dobner persönlich einen Bescheid über gut 8.000 Euro überreichte.

Bleibt zu erwähnen, dass die erste Fliegerbombe planmäßig gegen 19 Uhr entschärft wurde und den Rückweg der Neujahrsgäste wieder freigab. Der zweite Sprengkörper wurde erst am nächsten Morgen unschädlich gemacht.

Olaf Harning